Rituale machen Spaß: Traditionelle Hochzeitsbräuche wiederentdeckt

Viele Bräuche existieren seit jeher rund um das Hochzeitsfest,  und Verwandte und Gäste lassen es sich nicht nehmen, dem Brautpaar durch allerlei Spiele etwas mit auf den gemeinsamen Weg zu geben. Die  Bräuche entstanden, um den Frischvermählten Glück zu wünschen, Gesundheit, Fruchtbarkeit oder Treue und um böses Schicksal vom Brautpaar abzuwenden.

Heute steht mehr der Spaß im Vordergrund. Besonders in ländlichen Regionen gehören feste Bräuche aus Tradition noch immer dazu und dienen dazu, Abwechslung in den Alltag zu bringen. Einige traditionelle Hochzeitsbräuche wie das Brautstrauß-Werfen sind sehr bekannt, andere geraten leider immer mehr in Vergessenheit.

Kränzen, Häckseln und gemeinsam durch Dick und Dünn gehen
Das Kränzen ist in einigen Dörfern noch zu finden: Nachbarn finden sich am Tag vor der Hochzeit zusammen und binden gemeinsam einen Kranz oder Girlanden aus Reisig. Verziert mit Schleifen werden damit die Haustür und der Eingang der Wohnung des Brautpaares oder des offiziellen Hochzeitshauses geschmückt. Heute ist die Nachbarschaft nicht mehr selbstverständlich eine enge Gemeinschaft, aber warum sollten sich nicht Freunde oder Arbeitskollegen zusammentun und dem Brautpaar Kränze binden?

Beim Häckselstreuen verteilen Freunde auf dem gesamten Weg zwischen den Elternhäusern der beiden Brautleute Häcksel und machen sich einen Spaß daraus, dabei auch einen Umweg über die Wohnungen der Verflossenen des Paares mit einzubeziehen. Am Ende steht natürlich eine feucht-fröhliche Feier.

Nach der Trauung verlässt das Paar die Kirche durch ein Spalier, das Freunde, Vereins- oder Arbeitskollegen bilden. Sie halten Zweige hoch oder sie versperren den beiden den Weg mit Geräten aus ihrem Arbeits- Hobby- oder Sportbereich. Dort soll sich das Brautpaar gemeinsam hindurchkämpfen – ein  Symbol für zu erwartende schwere Situationen im gemeinsamen Leben. Manchmal muss man sich auf frei kaufen: In einigen Regionen spannen Kinder vor der Kirche ein Seil und versperren damit so lange den Weg, bis der Bräutigam in weitem Bogen eine Handvoll Münzen wirft, auf die sich die Kinder dann stürzen. Die Braut wird dagegen um ihren Brautstrauß gebracht, um ein Orakel zu geben: Traditionell wirft sie ihn hinter sich – zu den wartenden ledigen Damen unter den Hochzeitsgästen… und diejenige, die den Strauß auffängt, soll als nächste Braut werden.

Vor der Kirche warten dann auch vielleicht verschiedene Aufgabe, die das Paar zu erfüllen hat und die das gemeinsame Bewältigen des Lebens symbolisieren: Auf ein großes Bettlaken, das von Freunden gespannt wird, ist ein Herz aufgemalt, das die beiden mit Nagelscheren ausschneiden müssen und durch das hindurch der Bräutigam dann mit der Braut auf dem Arm steigen muss. Oder es soll ein bereitstehender Baumstamm vom Brautpaar mittels alter (manchmal gemeinerweise auch stumpfer) Säge gemeinsam durchgesägt werden.

Neben erst jüngst bei uns in Mode gekommenen Kleidungsbräuchen wie „etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues“ zu tragen, musste die Brautkleidung auch schon traditionell zu manchem Spaß herhalten: Da wurde der Schleier abgetanzt, der Braut also gegen Ende der Feier abgenommen, um ihr Ankommen im Stand der Ehe zu symbolisieren. Auf das oft zelebrierte Zerschneiden des teuren Stoffes verzichten heute jedoch die meisten Hochzeitsgesellschaften… pm

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