Loriot alias Vicco von Bülow ist tot – lang leben seine Sketche und Gedichte

Der Humorist ist hin: Humor ist eine ernsthafte Kunst. Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Loriot, beherrschte sie wie kaum ein anderer. Am 22. August 2011 starb er im Alter von 87 Jahren und hinterlässt ein Lebenswerk aus Cartoons, unvergleichlichen Dialogen, Gedichten, Sketchen und Filmen, die für viele Fans voller alter Freunde und Vertrauter sind.

Leise, liebenswert und pointiert setzte er die feinen Zwischentöne in den Darstellungen menschlichen Ungeschicks und liebenswerter Schwächen ein, die so typisch für seinen Humor waren. Nie wirkten seine Witze verletzend, nie lächerlich oder gezwungen.

Es waren die unbeobachteten Momente unseres Lebens, die absurden Situationen, die Kommunikationsstörungen, die zwischenmenschlichen Missverständnisse und die Fetttöpfchen unseres Alltags, die Loriot mit Wortwitz und Situationskomik füllte und unsterblich machte.

Aus von Bülow wird Loriot – eine kleine Biografie
Der in Brandenburg geborene Vico von Bülow entstammte einem alten Adelsgeschlecht aus Mecklenburg, dessen kleines Wappentier, der Pirol (französisch loriot) ihn zu seinem Künstlernamen inspirierte.

Aufgewachsen zunächst in Berlin, später in Stuttgart, holte er nach dem Krieg das Abitur nach und studierte Malerei und Grafik in Hamburg. Im grafischen Bereich erzielte er dann mit seinen ganz typischen Knollennasen-Männchen auch die ersten Erfolge und seine Cartoons in verschiedenen Zeitschriften machten den Namen Loriot bekannt. Kleine filmische Nebenrollen und die Arbeit als Moderator führten ihn an das Medium Fernsehen heran.

Unvergessene Sketche und Cartoons
1971 dann gelang ihm Wum, dem gezeichneten Maskottchen-Hund der Aktion Sorgenkind, der absolute Durchbruch. Weitere Zeichentrickfiguren folgten, ebenso 1976 die eigene sechsteilige Fernseh-Serie „Loriots sauberer Bildschirm“, deren Sketche nicht nur ihn, sondern auch seine Kollegin Evelyn Hamann populär und unsterblich machten.

Die Nudel auf der Nase, die Herrenboutique in Wuppertal, das Jodeldiplom und die Streitfrage, wie lange ein Frühstücksei zu kochen hat, der Vertreterbesuch mit dem Saugblaser Heinzelmann oder Bernhard Grzimek und die Steinlaus – viele Loriotbegeisterte können solche Szenen im Schlaf mitsprechen.

Die Hoppenstedts (Stichwort Kosakenzipfel oder Weihnachten mit Opa Hoppenstedt und dem Bausatz ‚Wir bauen uns ein Atomkraftwerk‘), Herr Müller-Lüdenscheid und Erwin Lindemann sind uns vertraut wie alte Bekannte und Aussprüche wie „Ein Klavier, ein Klavier!“ „Ja, wo laufen sie denn???“oder „Die Ente bleibt draußen!“ haben einen festen Platz in unserem Sprachgebrauch gefunden.

Viktor von Bülows alias Loriots ‚Gesammelte Werke‘ finden sich in zahllosen Bücherregalen, und die vollständige Fernseh-Edition seiner Filme reicht für mehr als einen tragikomischen Fernsehabend aus.

Ein leiser Abschied von Victor von Bülow
Als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller brillierte Vicco von Bülow, auch hier mit Evelyn Hamann an seiner Seite, in den Spielfilmen Ödipussi (1988) und Pappa ante Portas (1991). Unnachahmlich spielte er den ungeschickten Herrn in reifen Jahren und nahm typische Eheprobleme aufs Korn.

Seine eigenen reifen Jahre verbrachte er als mehrfach preisgekrönter und hoch angesehener Künstler im Kreise seiner Familie am Starnberger See, wo er auch verstarb. Die Familie wünscht keine öffentliche Trauerfeier, sondern möchte so von ihm Abschied nehmen, wie es seinem Lebens- und Humorstil entspricht: Leise, menschlich und mit viel Würde.

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