Umweltkatastrophen und Reaktorunfall in Japan ziehen weite Kreise: Als in München der Deutsche Computerspielpreis 2011 vergeben wurde, gehörten zwei Spiele zu den großen Gewinnern, die aus der üblichen Masse an Baller- und Rollenspielen wohltuend hervorstechen. Es handelt sich um Simulationsspiele, bei denen der Klimaschutz und neue Energien im Vordergrund stehen.
Ein neuer Anfang mit dem besten Jugendspiel „A new Beginning“
Das PC-Spiel „A new Begining“ von Daedalic Entertainment in Hamburg wurde ausgezeichnet als bestes deutsches Spiel und bestes Jugendspiel. Ein düsteres Bild der Zukunft ist der Ausgangspunkt des Spieles: Klimakatastrophen haben die Welt an den Abgrund geführt und die Erdoberfläche unbewohnbar gemacht.
Im Jahre 2500 sehen die Überlebenden ihre einzige Chance darin, Spezialisten durch einen Zeitsprung in die Vergangenheit zurückzuschicken, damit sie dort rechtzeitig die Weichen für den Klimaschutz stellen und den Kollaps der Natur verhindern. Die Rätsel der animierten „Graphic Novel“ sind nachvollziehbar und logisch aufgebaut und halten den Spieler bis zum Schluss gefangen.
Für einen überzeugenden Gesamtendruck sorgen auch die abwechslungsreichen Dialoge und die Atmosphäre schaffende musikalische Untermalung. Das Spiel ist im Handel erhältlich, kann aber auch zunächst als Demoversion von der Homepage heruntergeladen werden.
Und so begründet die Jury die Auszeichnung des Computerspiels: „Bei A NEW BEGINNING handelt es sich um ein klassisches, bereits mehrfach prämiertes Point&Click-Adventure, das sich durch seine spannende, tiefgründige und anspruchsvolle Geschichte von vergleichbaren Spielen abhebt. Die Story dreht sich um den Sohn eines Wissenschaftlers, der an einem Projekt zur Erzeugung sauberer Energieformen arbeitet. Von einer charmanten Besucherin aus der Zukunft erfährt er von einer drohenden Klimakatastrophe, die unweigerlich zur Ausrottung der Menschheit führen wird – die Zeit drängt also.
A NEW BEGINNING hält die Spannung von Anfang bis zum Schluss, enthält stets logische und nachvollziehbare Rätsel und begeistert mit sorgfältig vertonten Dialogen und atmosphärischer Musik. (…) Ohne pädagogischen Zeigefinger wird der Spieler mit den großen Zukunftsherausforderungen im Hinblick auf das Thema Energie konfrontiert und bestens unterhalten – ein Spiel, das Spaß macht und dennoch sensibilisiert. Nach „Edna bricht aus“ und „The Whisped World“ beweist der junge Hamburger Publisher Daedalic mit A NEW BEGINNING einmal mehr sein Gespür für packend erzählte Abenteuerspiele.“
Nachhaltige Energieversorgung im unterhaltsamen Planspiel Energetika
Energiepolitik ist das Thema von „Energetika“, dem Startegiespiel von Takomat in Köln, das den Preis als bestes Serious Game erhielt. Der Spieler wird in die Zukunft versetzt und hat die Aufgabe, seinen Staat mit ökonomisch und sozial verträglicher Energie zu versorgen.
Nicht nur der Bau von Kraftwerken ist dabei die Aufgabe, sondern ebenso Forschung und Entwicklung und auch eine angemessene Informationspolitik. Fachleute müssen um Rat gefragt, aber auch die Bürgermeinung darf nicht außer Acht gelassen werden – eine Kunst, die den Politikern unserer Realzeit sehr selten gelingt! Ob nicht vielleicht doch eine ausreichende Versorgung mit alternativen, umweltverträglichen und nachhaltigen Energien möglich ist?
Die fiktive Welt Energetika, deren Stromversorgung über 40 Jahre hinweg In den Händen der Spielerinnen und Spieler liegt, kann als ein realitätsnahes Modell Deutschlands angesehen werden. Der Kraftwerkspark zu Spielbeginn ähnelt dem Deutschlands im Jahre 2010 und sämtliche Technologien, vom Kernkraftwerk bis zur Offshore Windkraftanlage, basieren auf realen Daten – die Modellierung der Spiellogik erfolgte in Zusammenarbeit mit Energieexperten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Forschungszentrums Jülich, Regie führte die Dialogik gGmbH in Stuttgart.
In Energetika haben sämtliche Handlungen der Spielerinnen und Spieler ökologische, ökonomische und soziale Folgen. Den einen richtigen Weg gibt es nicht. So besteht der Spielerfolg auch nicht im Erreichen eines konkreten Ziels, sondern im Meistern der Komplexität, die hinter einer umweltverträglichen, finanzierbaren und gesellschaftlich akzeptierten Energieversorgung steckt.
Genau dies ist der mit dem Spielen einhergehende Lernerfolg: die Befähigung zu komplexem Denken und strategischer Planung anhand einer realen Herausforderung der heutigen Zeit. Mit dem Lernspiel können Kinder und Jugendliche sich selbst daran machen, verschiedene Zukunftsszenarien zu kreieren und auszuprobieren.
Ein Riesenplus des Spiels: Es ist als Browserspiel konzipiert und kann auf der Homepage www.energiespiel.de kostenlos gespielt werden. Bleibt zu hoffen, dass viele Lehrer die Chance ergreifen, Energetika auch im Schulunterricht einzusetzen, denn speziell dafür wurde es konzipiert – unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Vielleicht kann so rechtzeitig das Bewusstsein für die absolute Wichtigkeit einer nachhaltigen Energiepolitik geweckt werden. pm
Quellen u.a.: Pressemitteilung zu Energetika vom 10.3.2011, Pressemitteilung Deutscher Computerspielpreis zu A new Beginning vom 30.3.2011
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