Das Jakobskreuz- oder Jakobsgreiskraut ist eigentlich eine einheimische Wildpflanze – die hat aber in den letzten Jahren begonnen, sich ungeheuer auszubreiten. Und das ist ein Problem für die Landwirtschaft. Senecio jacobaea, wie das Wildkraut botanisch heißt, ist nämlich eine Giftpflanze, die auch den Weidetieren schadet – und den Menschen.
Eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, so genannte Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) aus der Pflanze reichern sich im Körper von Kühen oder Pferden, aber auch Schafen und Ziegen an, wenn sie auf der Weide davon fressen oder wenn das Heu damit durchsetzt ist.
Die Dosis macht das Gift
Die Abbauprodukte der PA sind hoch toxisch; beim Menschen entwickelt sich je nach Dosis z. B. ein Verschluss der zentralen Lebervenen, aber auch Leberzirrhose oder akutes Rechtsherzversagen (Cor pulmonale) kann eine Folge sein. Mit diesen Pflanzen ist also nicht zu spaßen.
Das ist ein Grund, weshalb das Kraut – obwohl es für zahlreiche Insekten eine wichtige Nahrungspflanze ist – in der menschlichen Nahrungskette äußerst unbeliebt ist. Vor wenigen Jahren tauchte eine Kreuzkrautvariante prominenter in den Medien auf, als Rucola-Salat auch Blüten und Blätter des Gemeinen Greiskrautes (Senecio vulgaris L.) enthielt und zu Vergiftungen führte.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat im August 2011 das gesundheitliche Risiko von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln (besonders in Honig durch den Eintrag von JKK-Pollen) bewertet:
„Dabei waren sowohl die akuten als auch die chronischen toxischen Effekte zu berücksichtigen. Unter Berücksichtigung aller bisher vorliegenden Daten kommt das BfR zu dem Schluss, dass die Gesamtexposition des Verbrauchers mit gentoxischen und karzinogen wirkenden 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden aus verschiedenen Lebensmitteln so niedrig wie möglich zu halten ist. Eine Tageszufuhr von 0,007 Mikrogramm (μg)1 ungesättigter Pyrrolizidinalkaloide je kg Körpergewicht (KG) bzw. 0,42 Mikrogramm PA für eine 60 kg schwere Person sollte möglichst nicht überschritten werden„, so das BfR.
Problematisch ist, daß es mehr als 500 verschiedene Pyrrolizidinalkaloide gibt, und für diese bislang kaum analytische Nachweismöglichkeiten. Zudem enthalten schätzungsweise mehr als 6000 Pflanzenarten diese Alkaloide.
Wie bekämpft man das Jakobsgreiskraut biologisch?
Das Jakobskreuzkraut hat eine Pfahlwurzel, ist also nicht so einfach aus dem Boden zu entfernen, und verbreitet sich wie der Löwenzahn mit Flugsamen (auch die sind giftig).
Am wichtigsten ist es also, es vor der Samenreife rechtzeitig zu mähen bzw. alternativ (und dauerhafter) die Pflanzen mit den Wurzeln auszuhacken.
Wenn die Samen schon am Reifen sind, darf man das Kraut nicht liegenlassen, weil die Samen sonst am verwelkenden Stengel noch ausreifen und sich verbreiten.
Dr. Clara Berendonk von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen empfiehlt, beim Abreißen oder Ausstechen der Pflanzen Handschuhe zu tragen, weil das Gift auch über die Haut aufgenommen werden kann. Eine Empfehlung, die ich dringend unterstützen möchte: ein Nachbar meiner Eltern hat nach dem Jäten von Jakobskreuzkraut eine Kontaktallergie bekommen und riesige Brandblasen entwickelt…
Die Bundesgütegemeinschaft Kompost rät zudem, Kreuzkraut nicht selbst zu kompostieren, weil die Gefahr der weiteren Verbreitung besteht. Stattdessen sollte man das Kraut entweder in die Biotonne oder die Restmülltonne entsorgen.
Natürliche Feinde des Jakobskreuzkrautes?
Ein Schmetterling, der Jakobskrautbär (Tyria Jacobaeae), verträgt das Gift genauso wie Wildkaninchen. Doch wer Kaninchen im Garten hat, wird wohl kaum noch Salat, Karotten oder ähnliches selber ernten können, das ist also auch nicht die optimale Lösung.
Weitere Informationen
Analytik und Toxizität von Pyrrolizidinalkaloiden sowie eine Einschätzung des
gesundheitlichen Risikos durch deren Vorkommen in Honig. Stellungnahme Nr. 038/2011 des BfR vom 11. August 2011
Hüttich, Ulrike: Jakobskreuzkraut, die gelbe Gefahr. Hessisches Ärzteblatt 2011; H.5: 273–276.
Lahrssen-Wiederholt, Monika: Pyrrolizidinalkaloide als unerwünschte Stoffe in der Nahrungskette – Beispiel Jakobskreuzkraut. BfR-ForumVerbraucherschutz, 5.-6. Juli 2007
Wiedenfeld, Helmut: Plants containing pyrrolizidine alkaloids: toxicity and problems. In: Food Additives and Contaminants, Vol. 28, No. 3, March 2011, 282–292
Wiedenfeld, Helmut und John Edgar: Toxicity of pyrrolizidine alkaloids to humans and ruminants. Phytochem Rev (2011) 10:137–151. DOI 10.1007/s11101-010-9174-0
Schleswig-Holstein hat eine umfassende Broschüre zur Biologie und Giftwirkung sowie Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes erstellt.
Bundesgütegemeinschaft Kompost: Schadlose Entsorgung von Jakobskreuzkraut. 2009
Bio-Gaertner vergleicht verschiedene Kreuzkraut-Sorten
Udo Pollmer: Schön, aber giftig. Rückstände vom Jakobskreuzkraut können tödlich sein. Deutschlandradio.de vom 28.8.2011
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