Haben Sie schon eine Kerze auf dem Adventskranz angezündet? Hier liegt ein Hauch von Schnee auf den Dächern, da ist es bei Kerzenschein und einem schönen Tee oder Kaffee besonders gemütlich. Und gerade höre ich, wie sich knarrend das zweite Türchen des Adventskalenders öffnet mit dem Weihnachtslied des Dichters Detlev von Liliencron (1844–1909) – einen schönen Adventssonntag allen Leserinnen und Lesern!
Seht! der jetzt hier vor euch steht,
Ist ein Engel aus dem Himmel,
Von den Sternen hergeweht,
Ach, ins irdische Gewimmel.
Manches hab ich angeschaut,
Ganz zuletzt die Weihnachtsbäume,
Und darunter aufgebaut
Tausend wachgewordne Träume.
Mit Knecht Ruprecht ging ich viel
Vor den schönen Christkindtagen,
Immer neu war unser Ziel,
Seinen Rucksack half ich tragen.
Unsrer Gaben Fülle lag
Fest verschlossen in Verstecken,
Daß nicht vor dem Jesustag
Naseweischen sie entdecken.
Ein Klein-Lottchen konnt ich sehn,
Mit dem Brüderchen, dem Fritzen,
Suchten emsig auf den Zehn
Schlüsselloch und Thürenritzen.
Kinder, ward der alte Mann
Böse, zeigte schon die Rute!
Doch ich that ihn in den Bann,
Bis ihm wieder lieb zu Mute.
Und nun trägt vom hellen Baum
Jeder seinen Schatz in Händen,
Und er läßt sich selbst im Traum
Die Geschenke nicht entwenden.
Ganz besonders diesmal fand
Märchenbuch ich und Geschichten,
Denn ich kam in jedes Land,
Wo die Menschen alle dichten.
Bleibt ihr artig, kleine Schar,
Wird Knecht Ruprecht an euch denken,
Bringt euch auch im nächsten Jahr
Einen Sack voll von Geschenken.
Und dann steht ihr wie im Traum.
Und noch einmal seht ihr wieder
Kerzenglanz und Tannenbaum
Und hört alte Weihnachtslieder.
Wer mehr über den Dichter wissen möchte, findet hier eine Kurzbiographie, zeitgenössische literarische Portraits des Dichters und weitere Texte, die Valeska von der Wense 1999 im Leistungskurs Deutsch zusammengestellt hat.
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